das GEHIRN- eine kleine anatomische Einführung

Das Gehirn (Cerebrum)…

liegt eingebaut in unserer Schädelhöhle und ist daher knöchern geschützt. Es ermöglicht uns die Wahrnehmung von Verhalten, Sinneseindrücken oder die Bewertung von komplexen Informationen, welche aus der Peripherie an das Gehirn gesendet werden. Könnte man alle Nervenbahnen des Gehirns zusammensetzen würde man auf eine stolze Länge von ca. 5,8 Millionen Kilometern kommen.
Um so eine gigantische Zahl an Nervenzellen möglich platzsparend unterzubringen, ist unser Gehirn stark gefaltet und enthält sogenannte Gyri (Windungen) und Sulci (Furchen).

 

Untereinander verbundene Neuronen (Nervenzelle bzw. Nervenfaser) bilden strukturelle und funktionelle Einheiten und sind über Synapsen miteinander verbunden.

Aufbau Neuronen:


Dendriten: Zellfortsätze von Nervenzellen, rezeptorisch
Axon/Nervenfaser: Leitung, Effekt (bis zu 1 m lang)
Zellkörper: metabolisches Zentrum

Aufgabe Nervenzelle und Gliazelle

Neuronen sind für die Rezeption, Transformation und Überleitung von Stimuli zuständig.
Gliazellen  (nervales Bindegewebe) unterstützen die Nervenzelle und haben eine ernährende schützende Funktion, sorgen für Isolierung und ersetzen untergegangene Neurone.

Mit etwa 2 % der gesamten Körpermaße des Menschen ist unser Gehirn bezogen auf die Masse zwar gering, durch die ständige Aktivität des Gehirns liegt der Energiebedarf jedoch bei ca. 20 % des Grundumsatzes. Bei Neugeboren nimmt vor allem das Gehirn schnell an Größe zu und benötigt etwa die Hälfte der gesamten Energie.

Gehirnaufbau und Hauptbereiche:

1. Großhirn

Das Großhirn besteht aus zwei Hemisphären. Dazwischen befindet sich gut erkennbar, die Longitudinale Fissur.

Jede Hemisphäre übernimmt dabei typische Aufgaben:

Linke Hemisphäre: meist dominant  für die Fähigkeit zu lesen, sprechen, schreiben

Rechte Hemisphäre: meist dominiert für Gedächtnis, Sprachverständnis, Musikverständnis

2. Zwischenhirn (unter anderem mit dem Thalamus)

Der Thalamus ist auch bekannt als das „Tor zum Bewusstsein“. Es handelt sich um eine zentrale Schaltstation für sensorische Informationswege (außer Geruch). Signale werden hier verarbeitet, umgeschaltet und an den Kortex (Hirnrinde) weitergeleitet. Der Thalamus reguliert außerdem Schlaf und Wachzustand.

3. Cerebellum/ Kleinhirn

  • über die Kleinhirnstiele mit Medulla oblongata, Mesencephalon und Großhirn verbunden
  • Koordinationssystem: steuert Bewegungskoordination und Grundspannung der Muskeln
  • dazu erhält es Informationen aus: Gleichgewichtsorgan, Muskeln und Gelenken (Tiefensensibilität)
  • beabsichtigte Bewegungen (Pyramidenbahninformationen)

4. Hirnstamm (aus Mittelhirn, Brücke (Pons) und Nachhirn (Medulla oblongata)

Übergang zwischen Gehirn und Rückenmark

  • hier kreuzen die Pyramidenbahnen (System der willkürlichen Motorik und der Feinmotorik): die meisten Motoneurone der motorischen Großhirnrinde kreuzen auf die Gegenseite und geben damit Signale an gegenüberliegende Körperhälfte weiter.
    Bsp: Bei einem Schlaganfall  der linken Gehirnhälfte, können Symptome auf der rechten Körperhälfte sichtbar werden (hängender Mundwinkel, schlaffer Arm, schlaffes Bein)
  • ein großer Anteil der  sensiblen (aufsteigenden) Bahnen kreuzt hier auf die Gegenseite
  • Sitz des Atmungs- und Herz-Kreislaufzentrums. Schluck-, Nies- und Brechzentrum.
  • Sensoren für pH-Wert, O2, CO2
  • ein erhöhter Hirndruck kann zur Kompression und damit zu Koma oder Tod führen

Damit wir unseren Horizont täglich erweitern können, aus Erfahrungen lernen und Neues mit Bekanntem verknüpfen können, ist unser Gehirn plastisch. Mediziner sprechen von der Neuroplastizität des Gehirns.

Neuroplastizität= Grundlage des Lernens

Es kommt lebenslang zu Veränderungen der Neuronen/Nervenzellen in Struktur und Funktion. Sie verzweigen sich baumartig und bilden vermehrte Synapsen.

Die Größe und Aktivität der motorischen Areale sind funktions- und gebrauchsabhängig. Eine wiederholte Aktivierung verbessert dabei die synaptische Effizienz und schlussendlich die Erregungsübertragung.

Die Prinzipien des motorischen Lernens sind beispielsweise in der Neurorehabilitation essenziell. Es geht dabei um das Wiedererlernen von Funktionen, zum Beispiel nach einem Schlaganfall.

Um einen maximalen Lerneffekt zu erzielen, gilt es die Prinzipien des motorischen Lernens zu berücksichtigen. Wir stellen sie dir hier vor:

Prinzipien des motorischen Lernens /Neuroplastizität:

  • Use it or loose it (Wenn du ein Körperteil nicht benutzt, verringert sich auch die kortikale Repräsentation)
  • Use it and improve it (Der Ablauf der Bewegung wird durch häufiges Wiederholen verbessert)
  • Specificity matters (Kontext spezifische Erfahrungen)
  • Repitition matters (Wiederholungsfaktor, Belastung abwandeln und im Laufe der Zeit steigern)
  • Intensitätsfaktor (Intensität im Laufe der Zeit erhöhen)
  • Zeitfaktor (häufig üben)
  • Salience matters (Trainingserfahrung muss ausreichend ausgeprägt sein)
  • Altersfaktor
  • Transfer (Trainingsaufgabe soll möglichst alltagsnah sein, z.B. Schuhe binden)

 

About the Author

Alexa von Bosse

Physiotherapeutin

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