Anatomie und Funktion
Oberkiefer (Maxilla) und Unterkiefer (Mandibula) sind ein wichtiger Teil unseres Körpers – egal ob für die Nahrungsaufnahme oder Kommunikation untereinander.
Das Schläfenbein (os temporale) und der Unterkiefer (Mandibula) sind dabei über ein Gelenk miteinander verbunden, welches beachtliche Kräfte aushalten muss.
Den Hauptkaumuskel für die Zubeißbewegung (Adduktion) übernimmt dabei der musculus masseter.
Er ist gut tastbar, wenn du deine Zähne zusammenbeißt und mit den Fingerspitzen die Backen betastest. Die Kraft, die er zum Zubeißen aufbringt, ist enorm: Messungen ergaben einen Mittelwert von 140 Kilogramm.
Man kann sich gut vorstellen, dass Patienten, die nachts knirschen oder im Wahrsten Sinne des Wortes die Zähne zusammenbeißen, über Schmerzen im Bereich des Kiefergelenks oder des Kopfes klagen. Auch Ohrenschmerzen oder Schmerzen im Bereich des Hinterkopfes, welche helmartig nach vorne ziehen, gehören zu den geschilderten Schmerzangaben.
Kopf- und Kieferschmerzen – was kann ich selbst tun?
- Versuche dich im Alltag zunächst einmal selbst zu beobachten. Gibt es Situationen, in denen du dich dabei erwischst, wie du deine Zähne unbewusst aufeinander presst? Versuche die obere und untere Zahnreihe locker aufeinander zu legen, oder sie trotz geschlossenem Mund, voneinander entfernt zu lassen.
- Zeit zum Essen – die nächste Hürde für Menschen mit Kieferproblemen. Die Portion sollte mundgerecht sein, sodass du den Mund nicht maximal öffnen musst, um am Burger (vertippt: Ich meine natürlich Apfel :D) abzubeißen. Nehme wahr, wo du kaust. Ist es immer dieselbe Seite? So kommt es zur einseitigen Belastung. Versuche abzuwechseln, sowie langsam und bewusst zu essen. Kaugummi kauen sorgt ebenfalls für eine ständige Aktivität der Kaumuskulatur, weshalb es ratsam ist, die Kaugummi-Zeit zu reduzieren oder ganz wegzulassen.
- Falls du nicht allein schläfst, kann dein Bettnachbar mal darauf achten, ob ihm Knirschgeräusche auffallen. Je nach Notwendigkeit und Indikation fertigen Kieferorthopäden Knirsch Schienen an.
- Stelle dich vor den Spiegel und öffne und schließe deinen Mund. Fallen dir Ausweichbewegungen des Unterkiefers auf? Geht der Mund symmetrisch auf und zu oder hat die Bewegung eher die Form einer Schlangenlinie? Bewege den Unterkiefer auch einmal nach rechts und links. Wie fühlt sich die Bewegung an und geht sie auf beiden Seiten gleich gut? Kleine Abweichungen sind völlig normal, bei schmerzgeplagten Betroffen sind jedoch meist größere Asymmetrien zu beobachten, welche sich oft gut durch Training (mit visueller Kontrolle vor dem Spiegel) und Physiotherapie beheben lassen.
- Neben anatomischen Fehlstellungen können muskuläre Dysbalancen/Ungleichheiten zu einer veränderten Motorik führen. Lege deine Finger flächig auf den musculus masseter. Du findest ihn, indem du, wie oben beschrieben, die Zähne zusammenbeißt und mit den Fingerspitzen die Backen betastest (ungefähr auf Höhe deines Ohrläppchens). Führe dann kreisende Bewegungen mit den Fingerbeeren auf dem Muskel durch und versuche deinen Kiefer währenddessen entspannt zu lassen. Je nach Verträglichkeit kannst du den Druck anpassen und erhöhen.
- Auch wenn du es schon oft von deinem Physio zu hören bekommen hast: schlussendlich hängt alles miteinander zusammen. Eine vorgeneigte (protrahierte) Kopfhaltung begünstigt Nackenschmerzen und wirkt sich auf die gesamte Kopfstatik aus. Stelle dir also immer wieder vor, wie dein Kopf von einem Faden nach oben gezogen wird und du dabei ein leichtes Doppelkinn machst. Oft bringt bereits eine bewusste und aufrechte Haltung eine Verbesserung und Schmerzlinderung herbei.