Rückenschmerzen/ Kreuzschmerzen
Kreuzschmerzen gehören zu den häufigsten orthopädischen Beschwerden, 85 % der Deutschen klagen mindestens einmal im Leben über Kreuzschmerzen.
Bei knapp 90 % handelt es sich dabei um sogenannte unspezifische Kreuzschmerzen. Hierbei kann kein struktureller Auslöser im Bereich der Wirbelsäule für die Schmerzempfindung gefunden werden.
Es konnte gezeigt werden, dass bildgebende Befunde hierbei nur unzureichend mit der angegebenen Symptomatik korrelieren. Für den Patienten und die alltägliche Praxis bedeutet dies, nicht gleich auf eine Bildgebung zu vertrauen, welche das weitere Vorgehen prägt, sondern eine individuelle Betrachtung des Patienten vorzunehmen.
Eine Analyse der Lebensumstände des Betroffenen kann Aufschluss über die Schmerzsituation geben. Neben einer monotonen Arbeitshaltung z.B. am PC oder schwerer körperlicher Arbeit kann auch die Lebenszufriedenheit und die psychosoziale Teilhabe den Schmerzzustand des Patienten beeinflussen. Eine Überbewertung körperlicher Symptome sowie der schnelle Einsatz von bildgebenden Verfahren oder fortlaufenden Arbeitsunfähigkeit-Ausstellungen (AU) sollte vermieden werden, wobei Studien zeigen, dass hierbei Angst-Vermeidungsverhalten und die Befürwortung einer passiven Therapie zunimmt. Stattdessen sollte moderate Bewegung im Vordergrund stehen. Eine Beratung über die richtige Haltung während der Arbeit (z.B. beim Heben schweren Gegenstände) oder die richtige Einstellung des PC-Arbeitsplatzes erweisen sich, bezogen auf den Schmerzzustand, ebenfalls als sehr förderlich.
Rückenschmerzen was hilft in der Akutphase?
Starke Schmerzen im Bereich des unteren Rückens sind lästig. Wenn du schnell eine Schmerzlinderung herbeiführen willst, solltest du folgendes beachten:
- Stufenlagerung: du liegst auf dem Rücken, deine Hüftgelenke sowie Kniegelenke sind jeweils ca. 90° gebeugt. Die Unterschenkel liegen dabei auf einem hohen Kissen oder einem umgedrehten Wäschekorb auf. So reduzierst du die Belastung und Kompression des unteren Rückens, der Schmerz sollte sich reduzieren.
- Liegen und Laufen statt Stehen und Sitzen: die „L“s bevorzugen.
Deine Bandscheiben ernähren sich durch Be- und Entlastung. Durch das Gehen werden sie ständig ausgepresst und können sich wieder „füllen“, wobei Stoffwechselprozesse stattfinden. - Angepasste Schmerzmedikation:
Nicht Steroide Antirheumatika (NSAR) z.B. Ibuprofen helfen im Akutstadium, sind jedoch keine Dauerlösung und sollten nur temporär eingenommen werden. Besprich die konkrete Einnahme am besten mit deinem Arzt.
Rückenschmerzen-Wann zum Arzt?
Bei plötzlichen, starken Schmerzen im Bereich des unteren Rückens solltest du zunächst auf dein Körpergefühl hören. Ist ein Arztbesuch dringend notwendig oder besteht der Schmerz am Morgen nach dem Schlafen auf einer ungewohnten Matratze während der Dienstreise? Warnzeichen, die für einen dringenden Arztbesuch sprechen sind, sogenannte Red Flags. Diese roten Flaggen sind auch für Therapeuten während oder vor der Behandlung ein Signal ärztlichen Rat hinzuzuholen.
Hierzu gehören für untere Rückschmerzen z.B.
– ein Trauma (du bist z.B. auf den Rücken gefallen oder hattest einen Autounfall mir Aufprall)
– Ausstrahlende Schmerzen mit Kraftminderung der Beine
– starke Nachtschmerzen
– Inkontinenz
– Fieber, starker Gewichtsverlust innerhalb kurzer Zeit
Diese Red Flags sind im Vergleich zur hohen Zahl von Rückenschmerzpatienten sehr selten.
Generell lassen sich bei nur bei etwa 10-15 % der Betroffenen konkrete strukturelle Auslöser für den Schmerz finden.
Therapie bei unspezifischen Rückenschmerzen
Für alle Patienten gilt: Das Risiko für eine Chronifizierung bestmöglich reduzieren.
Hierfür ist aktive Therapie, mit Aufklärung und individueller Betrachtung der jeweiligen Person essenziell. Leitlinien empfehlen neben einer umfangreichen Aufklärung über eine gesunde Lebensführung auch die Beibehaltung körperlicher Bewegung.
Bewegung hilft, denn deine Bandscheiben ernähren sich durch Diffusion, das heißt durch Be – und Entlastung.
Die Ernährung der Bandscheibe erfolgt durch Diffusion: Durch Bewegungen der Wirbelsäule, zum Beispiel Beugen und Strecken werden die Bandscheiben ständig ausgepresst und kann Abfallstoffe an die Umgebung absondern welche anschließend vom Körper abgebaut werden. Durch Belastungspausen zum Beispiel beim Liegen füllen sich die Bandscheiben wieder mit Flüssigkeit und Nähstoffen. Das ist auch der Grund, weshalb deine Körpergröße während eines Tages um bis zu 2 cm abnimmt. Im Alter ist eine Degeneration des Bandscheibengewebes normal (physiologisch), dies ist jedoch kein Grund zu Sorge. Ein ausgeklügeltes Muskelsystem umgibt deine Wirbelsäule und ist auch im Alter noch trainierbar. |
In der weiteren Therapie sollte die Kräftigung der unteren Rückenmuskulatur besondere Beachtung finden. Zusammen der Bauchmuskulatur (als Gegenspieler) bilden sie eine Art Korsett um den Rumpf und stabilisieren ihn so bei alltäglichen Belastungen.
Eine geeignete Übung zur Kräftigung von Bauch und Rücken bietet der Unterarmstütz.
Unterarmstütz 1. Du startest aus der Bauchlage. Variation: Stütz auf den Handflächen oder Fäusten: |
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Halte diese Position, solange du kannst. Sobald du merkst, dass du diese Position nicht mehr halten kannst und dein Rücken durchhängt oder deine Schultern zu sehr ermüden, mache eine Pause. Das Wichtigste einer Übung ist ihre korrekte Ausführung. Vor allem bei bestehenden Beschwerden ist besonderes Augenmerk auf die Ausführung zu legen. Versuche nach kurzer Verschnaufpause 2 weitere Durchgänge.
Seitstütz
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Halte diese Position, solange du kannst. Diese Übung solltest du beidseitig ausführen. Versuche nach kurzer Verschnaufpause 2 weitere Durchgänge.
Du kannst diese Übung jeden Tag durchführen und am besten gleich als Morgenritual aufnehmen. Dann kann der Tag kommen 😊